Private Krankenversicherung

Zugangsregeln, Wechselmöglichkeiten und finanzielle Auswirkungen

Das Wichtigste im Überblick
  1. Einkommensgrenze 2025: 73.800 Euro Jahresbrutto für Angestellte, keine Grenze für Selbstständige und Beamte
  2. Gesundheitsprüfung entscheidend: Vorerkrankungen können zu Risikozuschlägen oder Leistungsausschlüssen führen
  3. Für Familien meist unattraktiv, für Beamte und gutverdienende Singles oft vorteilhaft

Voraussetzungen für die Private Krankenversicherung in Deutschland

 

Voraussetzungen fur die PKV in De

 

In Deutschland existieren zwei parallel laufende Krankenversicherungssysteme: die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) und die private Krankenversicherung (PKV). Während die GKV für die meisten Arbeitnehmer verpflichtend ist, steht die PKV nur bestimmten Personengruppen offen. Doch wer genau darf in die private Krankenversicherung wechseln, welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein und wann lohnt sich ein solcher Wechsel finanziell? Diese Fragen werden im Folgenden umfassend beantwortet.

Die grundlegenden Zugangsvoraussetzungen zur PKV

 

Die grundlegenden Zugangsvoraussetzungen zur PKV

 

Der Zugang zur privaten Krankenversicherung ist in Deutschland gesetzlich geregelt und an bestimmte Voraussetzungen geknüpft. Nicht jeder kann frei zwischen GKV und PKV wählen – die Wahlfreiheit ist auf spezifische Personengruppen beschränkt.

Versicherungspflichtgrenze als entscheidender Faktor

Die wichtigste Kennzahl für Angestellte ist die sogenannte Versicherungspflichtgrenze, auch als Jahresarbeitsentgeltgrenze (JAEG) bezeichnet. Sie markiert die Einkommensgrenze, ab der Arbeitnehmer nicht mehr pflichtversichert in der gesetzlichen Krankenversicherung sind und somit die Wahlfreiheit zwischen GKV und PKV erhalten.

Für das Jahr 2025 liegt diese Grenze bei 73.800 Euro Bruttojahreseinkommen, was einem monatlichen Bruttoeinkommen von 6.150 Euro entspricht. Angestellte, die diesen Betrag überschreiten, können sich entscheiden, ob sie freiwillig in der GKV bleiben oder in die PKV wechseln möchten.

Es ist wichtig zu beachten, dass für Arbeitnehmer, die bereits am 31. Dezember 2002 privat versichert waren, eine niedrigere Versicherungspflichtgrenze gilt. Diese liegt im Jahr 2025 bei 66.150 Euro jährlich.

Berufsgruppen mit besonderen Zugangsregeln

Neben der Einkommensgrenze für Angestellte gibt es bestimmte Berufsgruppen, für die besondere Regelungen gelten:

Selbstständige und Freiberufler

Selbstständige und Freiberufler können unabhängig von ihrem Einkommen in die private Krankenversicherung eintreten. Da sie generell nicht der Versicherungspflicht in der GKV unterliegen, haben sie grundsätzlich die freie Wahl zwischen gesetzlicher und privater Krankenversicherung.

Allerdings gibt es auch hier Ausnahmen: Für bestimmte Berufsgruppen wie Künstler, Publizisten und Landwirte können Sonderregelungen gelten, die sie trotz Selbstständigkeit in die Versicherungspflicht der GKV einbeziehen.

Beamte und Personen mit Beihilfeanspruch

Beamte und andere Personen mit Anspruch auf Beihilfe können ebenfalls unabhängig von ihrem Einkommen in die PKV wechseln. Für sie ist die private Krankenversicherung in Form einer Restkostenversicherung besonders attraktiv, da der Dienstherr bereits einen Teil der Gesundheitskosten über die Beihilfe abdeckt. Diese Beihilfe beträgt je nach Bundesland und persönlicher Situation mindestens 50 Prozent der anfallenden Behandlungskosten.

Studierende

Studierende haben unter bestimmten Voraussetzungen ebenfalls Zugang zur PKV. Sie können sich von der Versicherungspflicht in der GKV befreien lassen, wenn sie dies zu Beginn ihres Studiums oder nach dem Ende einer Familienversicherung beantragen. Alternativ können Studierende, die das 30. Lebensjahr vollendet haben, ebenfalls in die PKV wechseln.

Personen ohne eigenes Einkommen

Personen ohne eigenes Einkommen oder mit einem Einkommen unterhalb der Geringfügigkeitsgrenze (2025: 556 Euro im Monat) können sich grundsätzlich auch privat versichern. Hierzu zählen beispielsweise nicht berufstätige Ehepartner oder Kinder, die nicht über die Familienversicherung der GKV abgesichert sind.

Der Wechselprozess von GKV zu PKV

 

Der Wechselprozess von GKV zu PKV

 

Der Wechsel von der gesetzlichen in die private Krankenversicherung ist an bestimmte Voraussetzungen und Fristen gebunden. Wer die Möglichkeit hat zu wechseln, sollte den Prozess sorgfältig planen.

Zeitpunkt und Fristen für den Wechsel

Für Angestellte, die die Versicherungspflichtgrenze überschreiten, besteht die Möglichkeit zum Wechsel in die PKV ab dem Zeitpunkt, an dem das Einkommen die Grenze überschreitet. Die Versicherungsfreiheit beginnt mit dem Start der Beschäftigung, wenn das voraussichtliche Jahreseinkommen über der Jahresarbeitsentgeltgrenze liegt.

Nach dem Ende der Versicherungspflicht haben Betroffene grundsätzlich die Wahl, entweder als freiwilliges Mitglied in der gesetzlichen Krankenkasse zu bleiben oder in eine private Krankenversicherung zu wechseln.

Erforderliche Unterlagen und Nachweise

Für den Wechsel in die PKV sind in der Regel folgende Unterlagen und Nachweise erforderlich:

  • Nachweis über das Überschreiten der Versicherungspflichtgrenze (z.B. Arbeitsvertrag, Gehaltsabrechnung)
  • Bei Selbstständigen: Nachweis über die selbstständige Tätigkeit
  • Bei Beamten: Nachweis über das Beamtenverhältnis und den Beihilfeanspruch
  • Persönliche Daten und gegebenenfalls Angaben zu mitzuversichernden Familienangehörigen
  • Ausgefüllter Antrag auf private Krankenversicherung

Gesundheitsprüfung als Hürde

Ein wesentlicher Unterschied zur GKV ist die Gesundheitsprüfung, die beim Eintritt in die PKV durchgeführt wird. Anders als in der gesetzlichen Krankenversicherung, die jeden aufnehmen muss, können private Krankenversicherer ihre Kunden nach gesundheitlichen Kriterien auswählen.

Im Rahmen der Gesundheitsprüfung müssen Antragsteller Fragen zu ihrem Gesundheitszustand wahrheitsgemäß beantworten. Vorerkrankungen können zu verschiedenen Konsequenzen führen:

  1. Normaler Vertragsabschluss: Bei guter Gesundheit oder unbedenklichen Vorerkrankungen
  2. Risikozuschlag: Bei bestimmten Vorerkrankungen wird ein zusätzlicher Beitrag auf die reguläre Prämie erhoben
  3. Leistungsausschluss: Bestimmte Erkrankungen werden vom Versicherungsschutz ausgeschlossen
  4. Ablehnung des Antrags: Bei schwerwiegenden Vorerkrankungen kann der Antrag komplett abgelehnt werden

Beamte genießen hier einen besonderen Vorteil: Laut Informationen des Verbands der privaten Krankenversicherung bieten 16 Versicherer Beamten mit Vorerkrankungen einen Vertrag mit maximal 30 Prozent Risikozuschlag an.

Finanzielle Aspekte: Wann lohnt sich der Wechsel in die PKV?

 

Wann lohnt sich der Wechsel in die PKV

 

Die Entscheidung zwischen GKV und PKV hat weitreichende finanzielle Auswirkungen, die über das gesamte Leben hinweg spürbar sein können. Ob sich ein Wechsel in die PKV lohnt, hängt von verschiedenen Faktoren ab.

Beitragsberechnung im Vergleich: GKV vs. PKV

In der gesetzlichen Krankenversicherung richtet sich der Beitrag nach dem Bruttoeinkommen bis zur Beitragsbemessungsgrenze. Der Arbeitgeber übernimmt dabei in der Regel die Hälfte des Beitrags.

In der privaten Krankenversicherung hingegen wird der Beitrag individuell kalkuliert und hängt von folgenden Faktoren ab:

  • Eintrittsalter
  • Gesundheitszustand
  • Gewählter Tarif und Leistungsumfang
  • Selbstbeteiligung

Während in der GKV auch Einkünfte aus Miete, Betriebsrenten, Kapitalerträgen oder privater Vorsorge zur Beitragsberechnung herangezogen werden, spielen diese in der PKV keine Rolle.

Kostenvergleich für verschiedene Berufsgruppen

Angestellte mit hohem Einkommen

Für alleinsstehende Angestellte mit hohem Einkommen kann die PKV zunächst deutlich günstiger sein als die GKV. Laut Stiftung Warentest kostet der preiswerteste, sehr gute PKV-Tarif für einen 35-jährigen gesunden Versicherten etwa 649 Euro im Monat inklusive Pflegeversicherung (mit einer Selbstbeteiligung von 600 Euro im Jahr).

Im Vergleich dazu kann der monatliche Höchstbeitrag für einen Gutverdiener in der GKV fast doppelt so hoch liegen. Allerdings übernimmt der Arbeitgeber in der GKV die Hälfte des Beitrags, in der PKV jedoch maximal 471,32 Euro monatlich.

Selbstständige und Freiberufler

Für Selbstständige und Freiberufler kann die PKV ebenfalls attraktiv sein, da sie in der GKV den vollen Beitrag selbst tragen müssen, ohne Arbeitgeberzuschuss. Die individuellen Tarife der PKV können hier oft günstiger ausfallen, besonders bei gutem Gesundheitszustand und jungem Eintrittsalter.

Beamte

Für Beamte ist die PKV in den meisten Fällen die wirtschaftlichere Option. Da der Dienstherr über die Beihilfe bereits einen Großteil der Gesundheitskosten übernimmt (je nach Bundesland und Familiensituation zwischen 50 und 80 Prozent), müssen Beamte in der PKV nur eine Restkostenversicherung abschließen.

Laut Stiftung Warentest liegt der günstigste Tarif für Beamte bei etwa 250 Euro im Monat, während die teuersten Tarife bei etwa 396 Euro liegen (Stand 2025, für ein Eintrittsalter von 30 Jahren und gesunde Personen).

Langfristige Beitragsentwicklung und Altersvorsorge

Ein entscheidender Aspekt bei der Wahl zwischen GKV und PKV ist die langfristige Beitragsentwicklung, insbesondere im Alter. In der PKV steigen die Beiträge mit zunehmendem Alter tendenziell an, da ältere Menschen statistisch gesehen mehr Gesundheitsleistungen in Anspruch nehmen.

Um extreme Beitragssteigerungen im Alter zu vermeiden, bilden PKV-Versicherte während ihrer Vertragslaufzeit Alterungsrückstellungen. Diese funktionieren wie ein Sparanteil, der verzinslich angelegt wird und später verwendet wird, um die höheren Ausgaben im Alter zu decken. Vom Grundsatz her sollen diese Rückstellungen einen möglichst konstanten Beitrag über die gesamte Vertragslaufzeit gewährleisten.

Dennoch kommt es in der Praxis häufig zu regelmäßigen Beitragssteigerungen – auch im Alter. Experten empfehlen daher, die anfänglichen Beitragsersparnisse durch die PKV für das Rentenalter zurückzulegen, um für mögliche Beitragserhöhungen gewappnet zu sein.

Vor- und Nachteile der PKV im Überblick

 

Vor und Nachteile der PKV im uberblick

 

Die Entscheidung für oder gegen die private Krankenversicherung sollte wohlüberlegt sein, da ein Wechsel zurück in die GKV später nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich ist.

Vorteile der privaten Krankenversicherung

  1. Individuelle Tarifgestaltung: PKV-Versicherte können ihren Versicherungsschutz weitgehend frei gestalten und an ihre persönlichen Bedürfnisse anpassen.

  2. Bessere Leistungen: In vielen Bereichen bietet die PKV umfangreichere Leistungen als die GKV, etwa bei Zahnersatz, Heilpraktiker-Behandlungen oder Chefarztbehandlung im Krankenhaus.

  3. Schnellere Terminvergabe: Privatversicherte erhalten oft schneller Termine bei Fachärzten und haben Zugang zu Privatsprechstunden.

  4. Einkommensunabhängige Beiträge: Die Beiträge richten sich nicht nach dem Einkommen, sondern nach dem gewählten Tarif und dem Gesundheitszustand bei Vertragsabschluss.

  5. Beitragsrückerstattung: Bei Leistungsfreiheit können PKV-Versicherte Beitragsrückerstattungen erhalten.

  6. Lebenslange Leistungszusage: Einmal zugesicherte Leistungen können nicht ohne Weiteres eingeschränkt werden.

Nachteile der privaten Krankenversicherung

  1. Keine automatische Familienversicherung: Kinder und nicht berufstätige Ehepartner müssen separat versichert werden, was zu deutlich höheren Gesamtkosten führen kann.

  2. Beitragssteigerungen im Alter: Trotz Alterungsrückstellungen steigen die Beiträge mit zunehmendem Alter oft deutlich an.

  3. Schwierige Rückkehr in die GKV: Ein Wechsel zurück in die gesetzliche Krankenversicherung ist nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich und wird mit zunehmendem Alter immer schwieriger.

  4. Gesundheitsprüfung: Vorerkrankungen können zu Risikozuschlägen, Leistungsausschlüssen oder sogar zur Ablehnung des Antrags führen.

  5. Vorauszahlung bei Arztbesuchen: In der Regel müssen PKV-Versicherte die Arztrechnung zunächst selbst bezahlen und bekommen das Geld später von der Versicherung erstattet.

Besondere Überlegungen für verschiedene Lebenssituationen

 

Besondere Uberlegungen fur verschiedene Lebenssituationen

 

Je nach persönlicher Lebenssituation können unterschiedliche Aspekte bei der Entscheidung für oder gegen die PKV wichtig sein.

Familiensituation und Familienplanung

Für Familien oder Personen mit Kinderwunsch ist die PKV oft weniger attraktiv, da jedes Familienmitglied einzeln versichert werden muss. In der GKV hingegen sind Kinder und nicht berufstätige Ehepartner ohne zusätzliche Kosten mitversichert.

Ein Beispiel: Eine Familie mit zwei Kindern und einem nicht berufstätigen Ehepartner zahlt in der GKV nur den Beitrag für das berufstätige Mitglied. In der PKV müssten hingegen vier separate Versicherungen abgeschlossen werden, was die Gesamtkosten deutlich erhöht.

Altersvorsorge und Ruhestandsplanung

Für die Ruhestandsplanung ist zu bedenken, dass die PKV-Beiträge auch nach dem Ausscheiden aus dem Berufsleben nicht sinken. Im Gegenteil: Da im Alter typischerweise mehr Gesundheitsleistungen in Anspruch genommen werden, können die Beiträge weiter steigen.

In der GKV hingegen sinken die Beiträge mit dem Renteneintritt, da sie sich am (in der Regel niedrigeren) Renteneinkommen orientieren. Allerdings werden in der GKV auch Betriebsrenten, Kapitalerträge und andere Einkünfte zur Beitragsberechnung herangezogen.

Gesundheitszustand und Vorerkrankungen

Der eigene Gesundheitszustand spielt eine entscheidende Rolle bei der Frage, ob ein Wechsel in die PKV sinnvoll ist. Menschen mit Vorerkrankungen müssen mit Risikozuschlägen oder Leistungsausschlüssen rechnen.

Ein Risikozuschlag ist ein zusätzlicher Betrag, der zu den regulären Beiträgen hinzukommt und bei Versicherten mit einem erhöhten Krankheitskostenrisiko erhoben wird. Die Höhe wird individuell festgelegt und kann je nach Schwere der Vorerkrankung variieren.

Alternativ können Versicherer bestimmte Erkrankungen vom Versicherungsschutz ausschließen oder den Antrag komplett ablehnen. In solchen Fällen ist die GKV oft die bessere Wahl, da sie keine Gesundheitsprüfung durchführt und alle Pflichtleistungen unabhängig von Vorerkrankungen abdeckt.

Rückkehr in die GKV: Möglichkeiten und Hürden

 

Ruckkehr in die GKV

 

Ein Wechsel von der PKV zurück in die GKV ist nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich und wird mit zunehmendem Alter immer schwieriger.

Gesetzliche Voraussetzungen für die Rückkehr

Um in die GKV zurückzukehren, muss man versicherungspflichtig werden. Dafür gibt es zwei wesentliche Bedingungen:

  1. Altersgrenze: Man darf noch nicht 55 Jahre alt sein.
  2. Einkommensgrenze: Das Gehalt darf den relevanten Grenzwert nicht überschreiten (2025: 73.800 Euro brutto jährlich).

Für Personen, die bereits am 31. Dezember 2002 als Arbeitnehmer privat versichert waren, gilt eine niedrigere Grenze von 66.150 Euro (Stand 2025).

Strategien für einen möglichen Rückwechsel

Für Privatversicherte, die zurück in die GKV möchten, gibt es verschiedene Strategien:

  1. Reduzierung der Arbeitszeit: Eine Reduzierung der Arbeitszeit kann dazu führen, dass das Einkommen unter die Versicherungspflichtgrenze fällt.

  2. Jobwechsel: Ein Wechsel zu einem Arbeitgeber mit niedrigerem Gehalt kann ebenfalls den Weg zurück in die GKV ebnen.

  3. Arbeitslosigkeit: Bei Arbeitslosigkeit und Bezug von Arbeitslosengeld I tritt in der Regel wieder Versicherungspflicht in der GKV ein.

  4. Aufnahme einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung: Selbstständige können durch die Aufnahme einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung mit einem Einkommen unterhalb der Versicherungspflichtgrenze wieder in die GKV wechseln.

Für Personen über 55 Jahre ist ein Wechsel zurück in die GKV besonders schwierig und in der Regel nur möglich, wenn sie durch besondere Umstände (z.B. Scheidung und Verlust des Familienversicherungsschutzes) versicherungspflichtig werden.

Aktuelle Entwicklungen und Reformen im Gesundheitswesen

 

Aktuelle Entwicklungen und Reformen im Gesundheitswesen

 

Das deutsche Gesundheitssystem befindet sich in stetigem Wandel. Aktuelle Entwicklungen und Reformen können Auswirkungen auf die Entscheidung zwischen GKV und PKV haben.

Gesetzliche Änderungen 2025

Zum Jahreswechsel 2024/2025 treten einige Änderungen im Gesundheitswesen in Kraft:

  1. Anhebung der Versicherungspflichtgrenze: Die Versicherungspflichtgrenze wird auf 73.800 Euro jährlich angehoben. Arbeitnehmer müssen also ein höheres Einkommen erzielen, um zwischen GKV und PKV wählen zu können.

  2. Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA): Ab Januar 2025 wird die elektronische Patientenakte in Deutschland großflächig eingeführt. In der ePA werden alle wichtigen Informationen rund um die persönliche Gesundheit gespeichert und können den behandelnden Ärzten zur Verfügung gestellt werden.

  3. Krankenhausreform: Die Krankenhausreform, die vom Bundestag im Oktober 2024 beschlossen wurde, bringt Veränderungen in der stationären Versorgung mit sich. Der Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV) befürchtet, dass diese Reform zu zusätzlichen Kosten für Versicherte und potenziellen Versorgungslücken führen könnte.

Diskussionen über die Zukunft des dualen Systems

Die Zukunft des dualen Krankenversicherungssystems in Deutschland wird immer wieder diskutiert. Einige politische Stimmen fordern eine Bürgerversicherung, in der alle Bürger unabhängig von ihrem Einkommen oder Berufsstatus versichert wären. Dies würde das Ende der PKV in ihrer jetzigen Form bedeuten.

Andere setzen sich für eine Stärkung des Wettbewerbs zwischen GKV und PKV ein und fordern mehr Wahlfreiheit für die Versicherten. Die aktuelle politische Lage lässt jedoch keine grundlegenden Änderungen am dualen System in naher Zukunft erwarten.

Fazit: Wer sollte in die PKV wechseln?

 

Wer sollte in die PKV wechseln

 

Die Entscheidung für oder gegen einen Wechsel in die private Krankenversicherung sollte wohlüberlegt sein und von der individuellen Lebenssituation abhängen.

Empfehlungen für verschiedene Personengruppen

Beamte

Für Beamte ist die PKV in den meisten Fällen die wirtschaftlichere Option, da der Dienstherr über die Beihilfe bereits einen Großteil der Gesundheitskosten übernimmt. Ohne PKV müssten Beamte in der GKV den vollen Beitrag selbst tragen, da es keinen Arbeitgeberzuschuss gibt.

Gut verdienende Singles

Für gut verdienende Singles ohne Familienplanung kann die PKV attraktiv sein, besonders wenn sie jung und gesund sind. Die anfänglich niedrigeren Beiträge sollten jedoch teilweise zurückgelegt werden, um für mögliche Beitragssteigerungen im Alter gewappnet zu sein.

Selbstständige

Für Selbstständige kann die PKV ebenfalls vorteilhaft sein, da sie in der GKV den vollen Beitrag selbst tragen müssen. Allerdings sollten sie ihre langfristige berufliche und finanzielle Situation realistisch einschätzen, da ein späterer Wechsel zurück in die GKV schwierig sein kann.

Familien und Personen mit Kinderwunsch

Für Familien oder Personen mit Kinderwunsch ist die GKV oft die bessere Wahl, da Kinder und nicht berufstätige Ehepartner ohne zusätzliche Kosten mitversichert sind. In der PKV müsste für jedes Familienmitglied eine separate Versicherung abgeschlossen werden.

Checkliste für die Entscheidungsfindung

Bei der Entscheidung zwischen GKV und PKV sollten folgende Faktoren berücksichtigt werden:

  1. Berufliche Situation: Beamter, Angestellter, Selbstständiger?
  2. Einkommen: Liegt es über der Versicherungspflichtgrenze?
  3. Alter: Je jünger, desto günstiger der Einstieg in die PKV
  4. Gesundheitszustand: Vorerkrankungen können zu Risikozuschlägen oder Leistungsausschlüssen führen
  5. Familiensituation: Single, Partnerschaft, Kinder, Kinderwunsch?
  6. Langfristige Planung: Berufliche Perspektiven, Ruhestandsplanung
  7. Leistungsansprüche: Welche medizinischen Leistungen sind besonders wichtig?
  8. Finanzielle Vorsorge: Ist eine Rücklage für mögliche Beitragssteigerungen im Alter möglich?

Die Entscheidung für oder gegen die PKV ist eine langfristige Weichenstellung, die sorgfältig abgewogen werden sollte. Ein Vergleich verschiedener Tarife und eine unabhängige Beratung können helfen, die richtige Entscheidung zu treffen.

Häufig gestellte Fragen zur PKV

 

Haufig gestellte Fragen zur PKV

 

Kann ich mit Vorerkrankungen in die PKV wechseln?

Ja, ein Wechsel in die PKV ist auch mit Vorerkrankungen möglich, allerdings können diese zu Risikozuschlägen, Leistungsausschlüssen oder in schweren Fällen zur Ablehnung des Antrags führen. Beamte genießen hier einen besonderen Vorteil: Bei 16 Versicherern können sie trotz Vorerkrankungen einen Vertrag mit maximal 30 Prozent Risikozuschlag erhalten.

Was passiert mit meiner PKV, wenn ich arbeitslos werde?

Bei Arbeitslosigkeit und Bezug von Arbeitslosengeld I bleibt die private Krankenversicherung bestehen, allerdings ohne Arbeitgeberzuschuss. Bei längerer Arbeitslosigkeit und Bezug von Arbeitslosengeld II (Hartz IV) tritt in der Regel wieder Versicherungspflicht in der GKV ein, sofern man unter 55 Jahre alt ist.

Kann ich in der PKV bleiben, wenn mein Einkommen unter die Versicherungspflichtgrenze fällt?

Wenn das Einkommen unter die Versicherungspflichtgrenze fällt, tritt grundsätzlich wieder Versicherungspflicht in der GKV ein. Allerdings kann man sich von dieser Versicherungspflicht befreien lassen und in der PKV bleiben, wenn man nachweisen kann, dass man ausreichend versichert ist.

Wie entwickeln sich die PKV-Beiträge im Alter?

Trotz Alterungsrückstellungen steigen die Beiträge in der PKV mit zunehmendem Alter tendenziell an, da ältere Menschen statistisch gesehen mehr Gesundheitsleistungen in Anspruch nehmen. Die Alterungsrückstellungen sollen extreme Beitragssteigerungen verhindern, können diese aber nicht vollständig ausschließen.

Welche Möglichkeiten gibt es, die PKV-Beiträge zu reduzieren?

Um die PKV-Beiträge zu reduzieren, gibt es verschiedene Möglichkeiten:

  1. Tarifwechsel innerhalb der Versicherung: Ein Wechsel in einen günstigeren Tarif beim selben Anbieter ist ohne erneute Gesundheitsprüfung möglich.
  2. Erhöhung der Selbstbeteiligung: Eine höhere Selbstbeteiligung kann zu niedrigeren Beiträgen führen.
  3. Beitragsrückerstattung: Bei Leistungsfreiheit können PKV-Versicherte Beitragsrückerstattungen erhalten.
  4. Prüfung von Zuschüssen: Unter bestimmten Voraussetzungen können PKV-Versicherte Zuschüsse zu ihren Beiträgen erhalten, etwa beim Bezug einer gesetzlichen Rente.

Wie funktioniert die Gesundheitsprüfung bei der PKV?

ei der Gesundheitsprüfung müssen Antragsteller Fragen zu ihrem Gesundheitszustand wahrheitsgemäß beantworten. Dabei werden in der Regel Informationen zu bestehenden oder vergangenen Erkrankungen, Operationen, Medikamenteneinnahmen und Arztbesuchen der letzten Jahre abgefragt. Die Versicherung kann auch Arztberichte oder andere medizinische Unterlagen anfordern.

Basierend auf diesen Informationen entscheidet die Versicherung, ob sie den Antrag annimmt, einen Risikozuschlag erhebt, bestimmte Leistungen ausschließt oder den Antrag ablehnt.

Welche Leistungsunterschiede gibt es zwischen GKV und PKV?

Die PKV bietet in vielen Bereichen umfangreichere Leistungen als die GKV, etwa bei:

  • Zahnersatz und Zahnbehandlungen
  • Heilpraktiker-Behandlungen
  • Chefarztbehandlung im Krankenhaus
  • Einzelzimmer im Krankenhaus
  • Brillen und Kontaktlinsen
  • Alternative Heilmethoden
  • Medikamente, die nicht im GKV-Leistungskatalog enthalten sind

Allerdings variieren die genauen Leistungen je nach gewähltem Tarif erheblich.

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