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Die deutsche Energiepolitik nimmt konkrete Formen an: Wirtschaftsministerin Katherina Reiche hat beim Stadtwerkekongress in Mainz angekündigt, dass ein neues Regelwerk für Gaskraftwerke bereits Ende 2025 feststehen könnte. Die Ausschreibungen für neue Anlagen sollen jedoch erst 2026 beginnen.
Reiche betonte die zentrale Rolle von Gaskraftwerken für die Versorgungssicherheit: Etwa zwölf Gigawatt steuerbare Leistung müssen aufgebaut werden, um die fluktuierende Einspeisung aus Wind- und Solaranlagen auszugleichen. Die Ministerin positioniert Gas als Brückentechnologie mit klarer Hierarchie: "Gas ist besser als Kohle. Gas mit CCS ist noch besser."
Die Technologie zur CO₂-Abscheidung und -Speicherung (CCS) soll dabei helfen, die Klimabilanz der Gaskraftwerke zu verbessern. Allerdings weisen Experten auf Risiken hin: Der Weltklimarat IPCC sieht bei CCS neben dem Potenzial zur Emissionsminderung auch hohe Kosten, technische Unsicherheiten und die Gefahr eines Lock-in-Effekts, der den Ausstieg aus fossilen Energieträgern verzögern könnte.
Eine konkrete Änderung betrifft die Gasspeicherumlage, die Ende 2025 auslaufen soll. Für Privathaushalte bedeutet dies eine spürbare Entlastung: Ein Durchschnittshaushalt mit 20.000 Kilowattstunden Jahresverbrauch könnte ab Januar 2026 etwa 60 Euro jährlich einsparen.
Parallel dazu wird das Energiewirtschaftsgesetz an die europäische Gasbinnenmarktrichtlinie angepasst. Verbraucher profitieren von erleichterten Anbieterwechseln und gesicherter Versorgung bei Insolvenzen. Für Kraftwerksbetreiber bedeutet dies jedoch zusätzliche Regulierungsanforderungen.
Besondere Bedeutung kommt der neuen Methan-Verordnung (EU) 2024/1787 zu. Methan ist laut Weltklimarat über einen 20-Jahres-Zeitraum etwa 82-mal klimaschädlicher als Kohlendioxid. Obwohl Gaskraftwerke selbst nicht die Hauptquelle dieser Emissionen darstellen, werden Betreiber verpflichtet, Programme zur Lecksuche und Reparatur zu implementieren.
Das Umweltbundesamt weist darauf hin, dass diese Maßnahmen zwar wichtig sind, aber nicht alle Probleme lösen. Erdgas bleibt ein fossiler Energieträger mit CO₂-Emissionen. Langfristige Versorgungssicherheit, so die Experten, könne nur durch massiven Ausbau erneuerbarer Energien und Speichertechnologien gewährleistet werden.
Die Bundesregierung steht vor einem Dilemma: Einerseits fordern Stadtwerke und Industrie den zügigen Ausbau von Gaskraftwerken zur Netzstabilisierung. Andererseits warnen Wissenschaftler vor neuen fossilen Abhängigkeiten durch Milliardeninvestitionen in CCS-fähige Anlagen, die jahrzehntelang betrieben werden könnten – selbst wenn erneuerbare Alternativen wirtschaftlicher werden.
Der Zeitplan – Ausschreibungsdesign Ende 2025, Finanzierungsklarheit Mitte 2026 – zeigt, dass noch viele Fragen offen sind. Fest steht jedoch: Die Reformen betreffen nicht nur Energieunternehmen, sondern auch Millionen Haushalte, die Erdgas für Wärme oder Strom nutzen.
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