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Eine aktuelle Studie der Bürgerbewegung Finanzwende deckt gravierende Missstände im Geschäftsmodell der Sparkassen auf. Der Verhaltensökonom Hartmut Walz, Professor für Behavioral Finance an der Hochschule Ludwigshafen, identifiziert systematische Strategien, die Millionen Kunden finanziell benachteiligen.

Rekordgewinne zu Lasten der Sparer

Die Untersuchung zeigt, dass Sparkassen ihre Zinsmarge deutlich stärker ausgeweitet haben als andere Kreditinstitute. Im Frühjahr 2024 zahlten sie durchschnittlich nur 0,54 Prozent Zinsen auf Sparguthaben, während sie selbst von deutlich höheren Leitzinsen profitierten. Diese Diskrepanz führte zu Rekordwerten bei den Zinsüberschüssen und steht im Widerspruch zum selbst proklamierten Gemeinwohlauftrag.

Vier kritische Geschäftspraktiken identifiziert

Die Studie benennt konkret vier problematische Strategien:

  1. Zinspolitik: Extreme Ausweitung der Zinsmarge zu Lasten der Einleger
  2. Prämiensparverträge: Millionen Kunden erhielten Produkte mit Klauseln zur Zinsanpassung, die inzwischen gerichtlich als unzulässig eingestuft wurden
  3. Anlagezertifikate: Mit 37 Prozent Marktanteil dominieren Sparkassen den Vertrieb dieser Produkte, bieten jedoch häufig keine angemessene Risikoprämie
  4. Offene Immobilienfonds: Diese wurden teilweise als sichere Alternative zu Tagesgeld vermarktet, obwohl sie illiquide und risikoreich sind

Verzögerte Entschädigungen bei Prämiensparverträgen

Besonders kritisch sieht die Studie den Umgang mit den Prämiensparverträgen. "Das Verhalten der Sparkassen ist gegenüber den Kunden unfair und massiv verbraucherunfreundlich", schreibt Walz. Die Institute zögerten Verfahren hinaus, bis eine Verjährung drohe, anstatt berechtigte Ansprüche anzuerkennen.

Gemeinwohlorientierung in Frage gestellt

Die Ergebnisse stellen die öffentlich-rechtliche Legitimation der Sparkassen grundsätzlich in Frage. "Die Schwäche der Kleinsparer gegenüber der mächtigen Institution wird aus Profitinteresse ausgenutzt", heißt es in der Studie. Die oft beschworene Gemeinwohlorientierung bleibe im Privatkundengeschäft meist folgenlos.

Die Bürgerbewegung Finanzwende hatte bereits im Vorjahr die "Lobbymacht der Sparkassen" kritisiert und vorgerechnet, dass der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) jährlich mindestens 3,35 Millionen Euro für politische Einflussnahme ausgebe. Der DSGV wies diese Darstellung zurück und betonte seine transparente Arbeitsweise.

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